ERP-Migration im Mittelstand – worauf es wirklich ankommt

ERP-Migration im Mittelstand – worauf es wirklich ankommt
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Veröffentlicht
27.10.2025

Ein neues ERP-System zu implementieren ist eine der größten Herausforderungen für mittelständische Unternehmen. Es betrifft nicht nur Technik und Daten, sondern Strukturen, Abläufe – und Menschen.

Viele Unternehmen unterschätzen, wie tief ein ERP-Projekt in die DNA eines Unternehmens eingreift. Es verändert, wie Daten fließen, wie Teams arbeiten und wie Entscheidungen getroffen werden.

Darum gilt: Eine ERP-Migration ist weit mehr als ein IT-Vorhaben – sie ist ein Transformationsprojekt.

1. Warum ERP-Projekte Unternehmensprojekte sind

Ein ERP-System bildet die zentrale Informations- und Prozessinfrastruktur eines Unternehmens ab – vom Einkauf über Produktion bis hin zu Vertrieb, Logistik und Controlling.

Damit greift eine Migration in nahezu jeden Geschäftsbereich ein.

Wer das Projekt als „reines IT-Thema“ behandelt, riskiert Akzeptanzprobleme, Fehlentscheidungen und teure Nacharbeiten.

Stattdessen sollte das Projekt von der Unternehmensführung gesteuert und getragen werden – mit klaren Verantwortlichkeiten, einem zentralen Lenkungskreis und aktiver Einbindung der Fachbereiche.

Denn: Nur wer die Prozesse versteht, kann entscheiden, wie sie künftig digital abgebildet werden sollen.

2. Risiken: Scope Creep, Anpassungswünsche und Zeitverzug

Kaum ein ERP-Projekt läuft exakt nach Plan. Die Gründe sind oft strukturell:

  • Scope Creep: Der Projektumfang wächst während der Umsetzung, weil zusätzliche Wünsche oder Anforderungen auftauchen.

  • Anpassungswünsche: Jede Fachabteilung hat „ihre“ Sonderfälle – was die Komplexität erhöht und Standardfunktionen verdrängt.

  • Zeitverzug und Ressourcenknappheit: Fehlende Priorisierung oder zu geringe interne Kapazitäten führen zu Verzögerungen.

Das Problem: Jedes zusätzliche Feature, jede Ausnahmeentscheidung verlängert Laufzeiten und erhöht Kosten.

Ein klares Change-Management und eine frühe Priorisierung sind entscheidend, um das Projekt steuerbar zu halten.

3. Erfolgsfaktoren für eine reibungslose Migration

Erfolgreiche ERP-Projekte beruhen auf drei Grundpfeilern:

  1. Klare Anforderungen:

    Eine detaillierte Prozessanalyse und saubere Dokumentation der Soll-Prozesse sind unverzichtbar. Nur wer weiß, was er braucht, kann sinnvoll auswählen und implementieren.

  2. Professionelle Projektsteuerung:

    Ein starkes PMO (Project Management Office) oder erfahrener Projektleiter sorgt für Struktur, Priorisierung und Kommunikation.

    Methoden wie Meilensteinplanung oder Earned Value helfen, Fortschritte messbar zu machen.

  3. Erfahrene externe Partner:

    Externe Spezialisten bringen methodische Erfahrung, Best Practices und neutrale Sichtweisen ein. Sie helfen, typische Fallstricke zu vermeiden – und halten das Projektteam auf Kurs.

Ein weiterer Erfolgsfaktor: Frühzeitige Tests und Schulungen.

Sie stellen sicher, dass Systeme nicht nur technisch, sondern auch organisatorisch funktionieren.

4. ERP-Migration als Chance zur Prozessoptimierung

Eine Migration ist die perfekte Gelegenheit, alte Zöpfe abzuschneiden.

Viele Unternehmen übernehmen ihre bestehenden Strukturen einfach ins neue System – und verpassen damit die Chance, Prozesse zu vereinfachen oder zu automatisieren.

Statt „1:1-Übertragung“ sollte das Motto lauten:

„Neu denken statt nur neu umsetzen.“

Das bedeutet:

  • Redundante Schritte eliminieren,

  • Verantwortlichkeiten neu strukturieren,

  • Automatisierungspotenziale identifizieren,

  • und Kennzahlen für Prozessqualität etablieren.

So wird aus einer ERP-Einführung ein echter Modernisierungsschub für das gesamte Unternehmen.

Fazit

Eine ERP-Migration ist ein Marathon, kein Sprint – und der Erfolg entscheidet sich nicht am System, sondern an der Herangehensweise.

Wer klare Ziele formuliert, Prozesse kritisch hinterfragt und die Organisation aktiv mitnimmt, schafft mehr als ein neues IT-System:

Er legt das Fundament für Transparenz, Effizienz und nachhaltiges Wachstum.

Denn am Ende gilt: Technologie ist nur so gut wie das Unternehmen, das sie nutzt.

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